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Chile Reiserouten und Reiseberichte

Sterne in der Wüste Atacama, eine abenteuerliche Reise

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Es ist die Geschichte einer aufsehenerregenden Reise mit einer Prise Abenteuer. … Das Hauptziel der Reise waren die andinen Hochebenen Chiles und Boliviens. Die Reise war darauf angelegt, den überschwemmten Salzsee Uyuni zu sehen. Der gewählte Zeitraum war der Monat Februar. Nur dann gibt es in dieser Region die Niederschläge, die es ermöglichen, den Salzsee in überschwemmter Form zu sehen.

DER BEWEGGRUND DER REISE

Seit ich mich für die Astronomie begeistere, habe ich mich entschlossen, eine Woche früher zu starten, um den Himmel der Südhalbkugel an einem der spektakulärsten Orte der Welt, den Sternenhimmel betreffend, zu beobachten: Die Wüste Atacama. Während dieser Reise „auf der Jagd nach Sternen in der Wüste Atacama“ habe ich zwangsläufig eine erste Woche in San Pedro de Atacama alleine verbracht, um die Sterne zu beobachten und mich danach einer Gruppe von Freunden der Fotografie für den gemeinsamen Besuch der andinen Hochebenen Chiles und Boliviens anzuschließen.

Mein erstes Ziel ist diesmal eines der größten Traumziele für Astronomiebegeisterte: San Pedro de Atacama, ein kleiner Ort Nordchiles, bekannt für seinen Dunkelhimmel, der reich an Sternen ist. Dann geht die Reise weiter zu den andinen Hochebenen Boliviens einschließlich des bekannten Salar de Uyuni, der in dieser Jahreszeit – Februar – überschwemmt sein dürfte. Dies dürfte es erlauben, außergewöhnliche Fotos der Spiegelung des Himmels im Wasser des Salars aufzunehmen.

EIN ABENTEUERLICHER ANFANG

Die Reise spielte sich in einem besonders schönen Rahmen ab. Die Landschaften Boliviens und Chiles versetzen einen in eine Atmosphäre als wären sie von außerhalb unseres Planeten. … Man kommt sich vor als wäre man auf dem Mars. … Einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Ich wußte, daß ich mit dem Risiko rechnen mußte in dieser Jahreszeit einige nicht allzu gute Tage für die Beobachtung des Sternenhimmels haben würde und doch hatte ich es niemals für möglich gehalten, einen solchen Anfang der Reise zu erleben.

Der erste Teil der Reise war vielmehr „abenteuerlich“. Ich wage sogar zu sagen, daß sich die Reise beinahe in einen kleinen Alptraum verwandelt hat. Aber dann hat sich die Reise in eine gute Erfahrung mit der Aussicht auf phantastische Landschaften verwandelt.

DER ALBTRAUMBEGINN DER REISE

Ich berichte Ihnen: Der Albtraum begann bereits auf dem Flughafen vor dem Start der Maschine nach der Abfertigung und dem Einsteigen ins Flugzeug. Ich richte mich auf meinem Sitzplatz ein und nehme mein Mobilfunkgerät zur Hand, um es abzuschalten. Dabei bemerke ich, daß ich eine E-Mail bekommen habe und öffne sie. Es handelt sich um eine von Seiten der Person, bei der ich vorhabe eine Woche zu verbringen. Es ist Alain Maury, ein französischer Astronom, der ein Gästehaus betreibt und Teleskope für die Beobachtung des Sternenhimmels vermietet.

In der E-Mail informiert er mich, daß es in der letzten Nacht eine Überschwemmung in der Wüste gegeben habe und die einzige Straße (100 km lang), die Calama – wo ich mit dem Flugzeug ankomme – mit San Pedro de Atacama verbindet, wo ich eine Woche zur Sternenbeobachtung bleiben werde, an zwei Stellen von den Fluten weggespült wurde und deswegen gesperrt sei. Er riet mir mein Reiseziel zu ändern … Auch er, der seine Tochter vom Flughafen Calama abholen wollte, sei in Calama stecken geblieben. Er sagte mir, daß er am nächsten Tag versuchen würde, San Pedro de Atacama zu erreichen und er mich auf dem Laufenden halte.

ABREISEN ODER ZURÜCKKEHREN?

Ich werde eine Zwischenlandung in Madrid haben, aber jetzt habe ich mein Gepäck für Chile aufgegeben … Was machen? In Madrid informiert man mich per Internet und ich stelle fest, daß die Straße tatsächlich gesperrt ist. Was jetzt machen? Nach Hause zurückkehren und die ganze Reise verlieren? Jetzt, wo ich einmal abgereist bin, wird mir die Versicherung nichts erstatten. Und dann die Koffer? Die habe ich nach Chile aufgegeben. Ich frage auf dem Flughafen nach, ob es möglich ist, die Koffer zurück zu bekommen. Es sieht so aus.

Ich bin drauf und dran auf die Reise zu verzichten, aber dann bekomme ich eine weitere E-Mail aus Chile, in der mich Alain informiert, daß es ihm gelungen sei, die Straße zu passieren und die Straße für Ortsansässige wieder freigegeben sei. Aber ich bezweifele, daß ich die Straße erfolgreich benutzen kann. Ich versuche mich zu beruhigen, aber die Zweifel bleiben groß. Ich entscheide mich für eine Fortsetzung der Reise, aber sicherheitshalber buche ich ein Hotelzimmer für die Nacht nach meiner Ankunft in der Nähe des Flughafens von Calama. Nach der Ankunft in Santiago de Chile nehme ich die Anschlußverbindung nach Calama. Am Tag vorher waren noch alle Flüge nach Calama ausgefallen.

DIE ANKUNFT IN CHILE: NACH SAN PEDRO DE ATACAMA

Bei der Ankunft in Calama gehe ich zum Stand der Autovermietung, der sich im Flughafen befindet. Ich erkundige mich nach dem Zustand der Straße, und ich bekomme gesagt, daß die Straße nach San Pedro de Atacama gesperrt sei, und man nicht auf dieser Straße fahren könne. Ich entscheide mich jedoch, es zu versuchen und hoffe, daß es klappen wird. Ich fahre ab und lege 30 km zurück und erreiche einen Kontrollposten der Polizei. Sie hält mich an und fragt mich, wohin ich fahren wolle. Ich erkläre ihr, daß ich eine Buchung bei einem Ortsansässigen habe. Sie möchte diese sehen. Ich zeige ihr die E-Mail von Alain Maury. Zu meiner Überraschung – kaum daß sie den Namen gelesen hat – sagt sie mir, daß ich weiterfahren könne. Der Zustand der Straße ist nicht so dramatisch wie ich geglaubt hatte. Entlang der Straße gab es nur eine Stelle, wo das Wasser des Flusses auf die Fahrbahn gekommen ist, aber jetzt gibt es dort kein Wasser mehr, und die Straße ist als Ganzes befahrbar und hat nur ein bißchen Erdreich und Kieselsteine auf der Asphaltdecke.

DIE WÜSTE IST ZU EINEM SEE GEWORDEN …

Ich komme ohne weitere Probleme in San Pedro de Atacama an. Meine gebuchte Unterkunft befindet sich 4 km von dem Städtchen entfernt, wobei ich vor dem Eintreffen ein Stück Schotterstraße von 400 m zurücklegen muß. Als ich an der Straßengabelung ankomme, wo die asphaltierte Straße endet, sehe ich, daß die Schotterstraße, auf der ich fahren muß, in einem See endet. … Die Straße ist vollkommen überschwemmt, ich steige aus, parke das Auto und gehe zu Fuß auf dem nichtüberschwemmten Gelände. Es gelingt mir die Lodge, wo ich unterkommen werde, zu erreichen. Alain Maury schaut mich verblüfft an: Wie hast du es fertig gebracht hier einzutreffen? Ich erkläre ihm wie es mir gelungen ist bei ihm anzukommen. … Er sagt mir auch, daß er mir eine weitere E-Mail just heute Morgen geschrieben hat, in der er mir mitteilt, daß die Regierung alle in San Pedro de Atacama anwesenden Touristen hat evakuieren lassen. Praktisch bin ich gerade in dem Moment eingetroffen, als die Evakuierung aller Touristen durchgeführt wurde. …

Alain sagt mir, daß wir das Auto auf das Gelände seines Grundstücks bringen müssen. Es auf der Straße zu lassen, sei keine gute Lösung. Die Nacht sei gefährlich. Er sagt mir, wir müssen das Gelände passieren, das ich zu Fuß zwischen den Sträuchern zurückgelegt habe. … Ich lasse ihn fahren. Es ist ein Auto mit Zweiradantrieb. Da ist die Wahrscheinlichkeit, daß das Auto im Schlamm steckenbleibt, groß. Es gelingt uns aber, das Auto auf den Parkplatz zu bringen. Schließlich sind wir angekommen. Ich beruhige mich, aber nur für kurze Zeit.

NACH DEM SONNENUNTERGANG FÄNGT ES AN ZU REGNEN, UND ES REGNET DIE GANZE NACHT.

Beim Sonnenuntergang gibt es großartige Lichtverhältnisse, die mich für den Streß auf der Reise entschädigen, aber in der Ferne sieht man Wolken mit Donner und Blitzen. … Kurz danach beginnt es erneut zu regnen: Eine Sintflut. Stundenlang Donner und Blitze während der ganzen Nacht. Glücklicherweise sagt man, daß die Wüste Atacama einer der trockensten Orte auf der Erde sei. … Ich stelle mir vor, ich wäre dort mit dem Auto stecken geblieben. Binnen sechs Tagen muß ich nach Calama zurückkehren, um das Auto zurück zu geben, um meine Freunde zu treffen. Aber ich habe auch Zweifel, ob sie überhaupt eintreffen. Sie könnten wegen des schlechten Wetters auf die Reise verzichtet haben.

Die ersten drei Nächte regnet es die ganze Nacht in Strömen. An einem Abend dringt das Wasser in die Kamera. Die Tür wird mit Handtüchern zugestopft. Glücklicherweise wird der Regen am Tag darauf vom Gelände gut abgeleitet, und der Sonne gelingt es tagsüber große Teile des in der Nacht gefallenen Regens zum Verdunsten zu bringen. Ich lege in die Brunnen Stäbchen, um die Schwankungen der Wassermengen der Brunnen zu messen, und ich bemerke, daß sich trotz des starken nächtlichen Regens die Wassermengen verringern. Ich fühle mich durch meine Messungen bestätigt.

DAS WETTER BESSERT SICH. … SCHLIESSLICH SEHE ICH DOCH NOCH DIE STERNE DER WÜSTE ATACAMA!

Alle Sehenswürdigkeiten sind unzugänglich. Zum Ausgleich gibt es Morgendämmerungen und grandiose Sonnenuntergänge … Darüber hinaus gibt es sehr fotogene Gewitterwolken. Offensichtlich gibt es in der Wüste Atacama in der Nacht keine Sterne zu sehen. Nur in den beiden letzten Nächten gelingt es mir einige Himmelsbeobachtungen zu machen. Dann bessert sich das Wetter, und folglich fängt alles an sich zu verbessern, auch wenn die Chilenen aus Übereifer für Wochen alle Touristenattraktionen geschlossen haben. Sie sind ein solches Wetter nicht gewöhnt. Schließlich sind in dieser Gegend in den letzten 20 Jahren nie Regenfälle in diesem Ausmaß vorgekommen.

In der letzten Nacht läßt mich Alain mit einem 60 cm-Teleskop eine herrliche Verfolgungsaufnahme der hauptsächlichen Himmelsobjekte des südlichen Sternenhimmels machen. Von ihnen beobachten wir Eta Carinae, Omega Centauri, die Nebulosa Tarantola, die Galassia Sombrero, die Wolken des Magellan und so viele andere Himmelsobjekte des Südhimmels.

AUF WIEDERSEHEN WÜSTE ATACAMA. WIR FAHREN JETZT NACH BOLIVIEN!

Am nächsten Tag kann ich problemlos mit dem Auto von Alains Grundstück abfahren und erreiche den Flughafen von Calama, wo meine Fotografenfreunde ankommen.

Wir kehren nach San Pedro de Atacama zurück, und da die Chilenen immer noch alle Sehenswürdigkeiten geschlossen halten, beschließen wir mit unserem Fremdenfüher, der zugleich Fahrer ist, vorzeitig nach Bolivien abzufahren. Die Reise verläuft bis zum Ende ausgezeichnet. Wir besuchen die herrlichen Hochebenen Boliviens mit Vulkanen und großartigen Lagunen. Wir kommen bis zum Salar de Uyuni, der vollkommen unter Wasser steht. Wir erreichen Höhen von 5.000 m und empfinden die Störungen, die die große Höhe verursacht. Aber dies ist eine andere Geschichte, die ich Ihnen später erzählen werde.

Während der Reise in Bolivien sind wir auch bei der Überquerung eines Flusses im Treibsand steckengeblieben. Dies ist auch eine schöne erinnerungswerte Erfahrung. Nach einigen Versuchen ist es uns nach mehreren Stunden gelungen, unser Auto mit Hilfe eines Traktors einheimischer Bauern wieder flott zu machen.

Deutsche Textkorrektur von Dietrich Köster.

Hier sehen Sie das Video des Treibsandes in einer guten Aufnahme:

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