Die Schönheit Tuschetiens, eines der unberührten Regionen des Großen Kaukasus an der Grenze zur Russischen Föderation, ist auf ihre Isolation zurückzuführen, die es schwierig macht, sie zu erreichen. Die einzige Landstraße, die diese Region erreicht, ist nur in den Sommermonaten mit Allradfahrzeugen befahrbar. Die Fahrt von 85 km dauert 5 Stunden. Oft wird diese Region Georgiens von Rundfahrten, die Georgien in nur 8 bis 10 Tagen bereisen, ausgelassen und stattdessen der Besuch auf andere Regionen des Landes gerichtet, die leichter zugänglich sind. Die Landschaft Tuschetiens, die aus grünen Weiden und Bergen besteht, wird durch einige kleine Dörfer ergänzt, die fast intakt geblieben sind. Die interessantesten Dörfer Tuschetiens sind Omalo, Dartlo und Schenako, die erreichbar sind.
DAS DORF OMALO
Omalo ist die größte Siedlung von Tuschetien. Sie befindet sich auf einem Plateau von 1.880 m über dem Meeresspiegel und besteht aus einem niedrigen und einem hohen Teil, in dem sich die imposante Festung Keselo auf 2.080 m erhebt. Das Dorf ist der Ankunftsort der einzigen Straße, die Tuschetien mit dem Rest Georgiens verbindet. Mit dem Beginn des Tourismus entstanden zahlreiche, kleine Gästehäuser im unteren Dorf, die leider größtenteils die Verwendung von Steindächern nicht vorsahen und stattdessen mit häßlichen Wellblechdächern ausgestattet wurden.
Der landschaftlich schönste Ort in Omalo ist die Festung von Keselo, die von einer Klippe aus die Umgebung dominiert. Die Festung besteht aus 6 restaurierten Türmen und den Überresten anderer Gebäude, von denen nur die unteren Teile sichtbar sind. Nach der historischen Rekonstruktion wurden die Verteidigungsanlagen und Türme im späten Mittelalter während der mongolischen Invasion im XIII. Jahrhundert errichtet, um sich später auch gegen die Einfälle der Bewohner des nahe gelegenen Dagestan zu verteidigen.
DAS DORF SCHENACHO
Schenacho liegt 8 km östlich von Omalo entlang einer unbefestigten Straße, die für einen Geländewagen geeignet ist. Das 1.870 m hoch gelegene Dorf erreichen Sie mit dem Fahrzeug in 30 Minuten. Schenacho zeichnet sich durch das Vorhandensein von Holz- und Steinhäusern mit schön dekorierten Balkonen aus. Das Dorf behält die traditionelle Trennung zwischen Sommerhäusern im eigentlichen Dorf und Winterhäusern bei, die in der Nähe von Heuwiesen den Hügel hinunter verteilt sind. Die Umgebung des Dorfes galt vor der Christianisierung als heilig. Dort befindet sich die orthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit. Neben der Kirche existiert eine Art Altar mit Überresten geopferter Tiere, der Spuren der alten animistischen Religion aufzeigt.
DAS DORF DARTLO
14 km westlich von Omalo erreichen Sie auf einer unbefestigten Straße, die für Geländewagen geeignet ist, in einer Stunde das wahrscheinlich schönste Dorf Tuschetiens: Das prächtige Dorf Dartlo. Dieses Dorf liegt tief im Pirikiti Alazani-Tal auf 1.820 m. Hier sind einige Türme und schöne traditionelle Häuser mit Holzbalkonen, die die prächtigen Steindächer weitgehend bewahrt haben, erhalten geblieben. Neben dem Dorf befinden sich die Überreste der Kirche, der das Dach und eine Mauer fehlen. Daneben ist es möglich, den Ort zu sehen, an dem die Versammlungen des traditionellen Gerichtshofes (Sabtcheo) stattfanden, an dem in früheren Jahrhunderten in diesem abgelegenen Gebiet des Großen Kaukasus Recht gesprochen wurde.
DAS DORF KVAVLO
Wenn Sie Zeit haben, empfiehlt sich ein Besuch des Festungsdorfes Kvavlo auf 2.150 m, das sich einige hundert Meter über Dartlo befindet. Um es zu erreichen, gibt es einen steilen Weg, der von Dartlo zum Festungsdorf führt. Eine Alternative wäre eine Fahrt im Geländewagen über das Dorf Dano hinaus und eine Kletterpartie auf einem nicht allzu schwierigen Weg (Ausnahme: Ein Punkt, wo Schwindelprobleme auftreten können) mit Waten durch einen Bach, um schließlich Kvavlo in der Höhe zu erreichen. In Kvavlo befinden sich Überreste zahlreicher Gebäude und ein Guadia-Turm, der über die Felswand hinausragt. Hier können Sie in einem netten Restaurant mit spektakulärem Blick auf das Pirikiti Alazani-Tal speisen.
DIE TRADITIONELLEN HÄUSER DER TUSCHETIEN-DÖRFER
Die Häuser in den Tuschetien-Dörfern haben eine ganz besondere Architektur. Sowohl die Türme als auch die traditionellen Häuser waren von einem flachen Steindach bedeckt. Die Häuser haben manchmal Holzbalkone, während die Dächer der Türme aufgrund der Anordnung der Steine eine Pyramidenform besitzen. Die Türme, die aus 4 oder 6 Stockwerken bestanden, dienten hauptsächlich Beobachtungs- und Verteidigungszwecken. Nach einer Quelle wurden sie jedoch auch als Wohnhäuser für Familien genutzt. Die Tiere lebten im Erdgeschoß, und die Frauen arbeiteten dort. In den mittleren Stockwerken lebten die Familien, die sich um das Feuer “Kera” versammelten und die Unterkunft in zwei Bereiche unterteilte: Den Teil der Männer und den der Frauen. Das Obergeschoss, “cherkho” genannt, war der Schlafsaal der Männer und zugleich der Wachturm.
Deutsche Textkorrektur von Dietrich Köster.