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Sevilla: Die Hauptstadt Andalusiens und der Hafen nach Amerika

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Sevilla ist eine bedeutende Stadt mit über 700.000 Einwohnern. Diese großartige Stadt, die Hauptstadt Andalusiens, ist das künstlerische, kulturelle, wirtschaftliche, soziale und Finanzzentrum von Südspanien. Die Stadt befindet sich einige Dutzend Kilometer landeinwärts am Flußlauf des Guadalquivir. Von ihrem Flußhafen starteten viele Expeditionen direkt in die Neue Welt und hier kamen die Flotten, beladen mit Gold und Silber, an. Hier war es, wo die Casa de Contratación ihren Sitz hatte. Sie war die Regierungsbehörde, die den gesamten Handel des Spanischen Reiches kontrollierte.

DIE GESCHICHTE

Die Stadt Sevilla ist iberischen Ursprungs. Ihr alter römischer Name war Hispalis. Im Jahr 206 vor Christi Geburt gründeten die Römer in geringer Entfernung die Stadt Italica, wovon heute noch Ruinen zu sehen sind.

/11-12 wurde Italica von den Arabern erobert, die ihr den Namen Ishbiliya gaben, wovon sich der heutige Name ableitet. Die Stadt florierte in der Zeit der arabischen Herrschaft, die über fünf Jahrhunderte dauerte, und hinterließ bedeutende kulturelle Spuren und Baudenkmäler, die noch heute sichtbar sind. Sevilla war die Hauptstadt eines der mächtigsten Taifa-Herrschaften des moslemischen Spanien.  

Im Jahr 1248 wurde sie von den Truppen von Ferdinand III. von Kastilien zurückerobert. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus und die anschließende Entstehung des Spanischen Reiches machten aus Sevilla den Haupthafen der Verbindung mit der Neuen Welt und die größte Stadt Spaniens. Im Jahr 1649 erreichte die Stadt eine Bevölkerung von 130.000 Einwohnern.

WAS GIBT ES ZU SEHEN? DIE HAUPTSEHENSWÜRDIGKEITEN SEVILLAS

Im Jahr 1987 erklärte die UNESCO die drei bedeutendsten Baudenkmäler von Sevilla, d.h. die Kathedrale, den Alcázar und das Archivo General de Indias zum Weltkulturgut der Menschheit. Diese drei Gebäude stellen den monumentalen Stadtkomplex dar. Der Alcázar und die Kathedrale verkörpern die beiden Zeiträume des größten Glanzes: Die arabische Zeit der Almojaden, wobei das Minarett der Giralda das architektonische Meisterwerk ist, und der nachfolgende christliche Zeitraum, vertreten durch die katholische fünfschiffige Kathedrale. Sie ist mit dem Grab von Christoph Kolumbus dem belegten Volumen nach das größte gotische Bauwerk Europas.

DAS INDIENARCHIV

Von bemerkenswerter und historischer Bedeutung ist dagegen das Archivo General de Indias, das sich in der alten Börse befindet. Es ist ein Gebäude im Renaissance-Stil des XVI. Jahrhunderts, das von Juan de Herrera entworfen wurde und Millionen einzigartige Originaldokumente über die spanischen Kolonien Amerikas und den Rest der Welt aufbewahrt. In Sevilla werden noch immer im Archivo General de Indias die wichtigsten und reichsten Aktenbestände von Dokumenten der spanischen Verwaltung in Amerika aufbewahrt. 

DER ALCÁZAR: DIE KÖNIGLICHE ZITADELLE

Der Alcázar, d.h. die Königliche Zitadelle mit ihren Gärten, ist ein architektonisches Schmuckstück der arabischen Zeit (IX. Jahrhundert). Ursprünglich war er ein Teil der Befestigungswerke der Stadt. Später wurde er die königliche Residenz. Die Bausubstanz wurde jedoch im XIX. Jahrhundert umgearbeitet. Das Innere ist um zwei Höfe angeordnet. Es sind der Hof Las Doncellas und der Hof Las Muñecas. Der Saal der Botschafter – im Mudejar-Stil dekoriert – gehört zu den schönsten Sälen. 

DIE KATHEDRALE UND DIE GIRALDA

Vor dem Alcázar befindet sich die Kathedrale, die zwischen 1401 und 1519 auf der Moschee errichtet wurde. Von der Moschee ist das großartige Minarett der Giralda übrig geblieben. Sie ist eine der Symbole Sevillas. Heute ist sie der Glockenturm der Kathedrale, von dem man einen Blick auf die Stadt genießen kann. Die Kathedrale schließt verschiedene Architektur-Stile wie Mudejar und Renaissance ein, wenn auch die Gotik das Bauwerk beherrscht und kennzeichnet. Von der arabischen Zeit her gibt es als Teil der alten Moschee den Hof Las Abluciones und die Porta del Perdón. Die Moschee wurde nach der christlichen Rückeroberung im Jahr 1248 in eine Kathedrale umgewandelt.

Man betritt die Kathedrale von der Plaza de la Virgen de los Reyes. Das fünfschiffige Innere ist riesig und erreicht seine maximale Höhe im Querschiff, während die Hauptbasis mit rechteckigem Grundriß 116 m in der Länge und 76 m in der Breite mißt. Im Inneren befinden sich die sterblichen Überreste von Christoph Kolumbus. Der Patio de los Naranjos (Hof mit den Orangenbäumen) im Almojaden-Stil weist einen westgotischen Brunnen auf, der einzige Rest des ursprünglich westgotischen Tempels, der vor der Moschee erbaut wurde.

Am selben Platz befindet sich auch der Palacio Arzobispal (Erzbischöflicher Palast), der in der Mitte des XVI. Jahrhunderts an Stelle des alten Bischofspalastes des ersten Bischofs von Sevilla gebaut wurde. Bemerkenswert ist das barocke Portal aus dem XVIII. Jahrhundert. Ein anderes Gebäude aus der arabischen Zeit ist der sogenannte Torre de Oro (Goldturm), ein Turm mit achteckigem Grundriß, der im XVIII. Jahrhundert am Fluß zur Verteidigung der Stadt gebaut wurde. Dieser Turm beherbergt heute ein Seefahrtmuseum. 

DIE STADTVIERTEL VON TRIANA UND SANTA CRUZ

Unter den Stadtvierteln von Sevilla ist das Viertel von Triana das typischte. Dieses Viertel befindet sich am rechten Ufer des Guadalquivir, das mit der übrigen Stadt durch die Isabella II.-Brücke/Triana-Brücke, die zwischen 1845 und 1852 gebaut wurde, verbunden ist. Im Viertel lohnt sich ein Besuch der Kirche Santa Ana aus dem XIII. Jahrhundert, des Convento de las Minimas von 1755, der Kirche von San Jacinto von 1775 und der Relikte der Burg San Jorge, Sitz der Inquisition. Ein anderes interessantes Viertel ist das von Santa Cruz, eines der historischen Stadtviertel von Sevilla. Es befindet sich im Zentrum der Stadt. Es ist reich an Herrenhäusern und Palästen. Es war ursprünglich das Judenviertei – die Juderia von Sevilla.

Unter den Orten von Bedeutung kommen für einen Besuch in Frage:

Der Palacio de las Dueñas, die heutige Residenz des Herzogs von Alba. Er wurde im XV./XVI. Jahrhundert erbaut. Der Palast besteht aus einer Gruppierung von Höfen und Gebäuden in verschiedenen Stilen, die vom gotischen Mudejar-Stil bis zum Renaissance-Stil reichen. Die Casa de Pilatos, geschmückt mit Mudejar-Azulejos-Kacheln und Gärten, wurde am Ende des XV. Jahrhunderts im italienischen Renaissance-Stil und im spanischen Mudejar-Stil gebaut und wird als der Prototyp des andalusischen Palasts angesehen.

DIE ALAMEDA DE HERCULES

Die Alameda de Hércules ist eine historische Promenade der Stadt. Sie wurde 1574 gebaut und befindet sich zwischen dem Fluß Guadalquivir und dem Macarena-Viertel. Die Caños de Carmona sind die Überreste eines römischen Aquädukts, die 1912 teilweise abgerissen wurden. Die Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla ist die älteste Stierkampfarena. Ihr Bau wurde 1749 begonnen. Interessant ist auch die moderne Architektur der Stadt. Besonders sehenswert ist ein großer Teil der Einrichtungen der Expo 92, die in einen Themenpark der Isla Magica umgewandelt wurde und die riesige Alamillo-Brücke über den Fluß Guadalquivir, das Werk des Architekten Santiago Calatrava. Die Plaza de España, entworfen vom Architekten Aníbal González, ist das Denkmal für das, was von der Ausstellung von 1929 übrig geblieben ist.       

WAS GIBT ES IN DER UMGEBUNG ZU SEHEN? 

Unter den sehenswerten Orten in der Umgebung von Sevilla können wir nennen: 

Die Reste der antiken Stadt Italica, Geburtsort der römischen Kaiser Trajan und Hadrian. Diese römische Stadt liegt wenige Kilometer nördlich von Sevilla in der Nähe des Monasterio de San Isidoro del Campo. Hier kann man die wunderbaren Mosaiken, ein schönes Theater und ein Amphitheater bewundern.

Zu den sehenswerten Dörfern der Umgebung zählen:

Carmona, ein kleines Dorf mit einem Turm aus dem XV. Jahrhundert als Nachahmung der Giralda von Sevilla, ferner Ecija, das für seine Glockentürme im Barock-Stil bekannt ist. Alcalá bietet dagegen eindrucksvolle arabische Festungswerke.

In der Kleinstadt Osuna gibt es interessante Häuser aus dem XVI. und XVIII. Jahrhundert neben einer interessanten Sammlung von Kunstwerken  im Innern der Stiftskirche. Estepa ist reich an Gebäuden im Barock-Stil. Andere interessante Dörfer sind Morón de la Frontera, Marchena und Cazalla de la Sierra. Nicht weit von Sevilla entfernt befindet sich eine weitere Stätte, die 1984 von der UNESCO zum Weltkulturgut der Menschheit erklärt wurde: Der Parque Nacional de Doñana. Dieser Park liegt am rechten Ufer des Flusses Guadalquivir an der Mündung in den Atlantischen Ozean. Der Park ist wegen seiner Biodiversität bedeutsam. Es gibt hier Lagunenabschnitte, Sümpfe und Dünen. Im Winter wird der Park von über 500.000 Wasservögeln aufgesucht. 

WELCHE FORTBEWEGUNGSMITTEL GIBT ES? U-BAHN UND STÄDTISCHE VERKEHRSMITTEL SEVILLAS

Der Verkehr in der Stadt Sevilla wird von dem städtischen Unternehmen TUSSAM (Transportes Urbanos de Sevilla) betrieben. Es besteht aus mehr als 40 Buslinien, die die einzelnen Stadtviertel mit dem historischen Zentrum verbinden. Die Stadt verfügt über eine Straßenbahnlinie von 2,2 km und über ein Netz von U-Bahnen in Leichtbauweise mit 22 Haltestellen bei einer Länge von 19 km.

WIE KOMMT MAN NACH SEVILLA? FLÜGE

Der Flughafen von Sevilla ist der San Pablo Airport (IATA: SVQ), der sich 9 km östlich der Stadt befindet. Sevilla ist durch Flüge mit verschiedenen europäischen Ländern verbunden. Darunter sind das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal, die Schweiz und die Niederlande. Unter den betriebsamsten Fluggesellschaften finden wir VUELING, Iberia, Ryanair und Easyjet.

Das Klima Sevillas

Deutsche Textkorrektur von Dietrich Köster.

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